Telemedizin: Arztbesuche von zu Hause aus
Telemedizin verändert die Gesundheitsversorgung grundlegend und macht Arztbesuche für Patienten bequemer und zugänglicher. In Deutschland hat sich seit der COVID-19-Pandemie besonders die Videosprechstunde etabliert, wodurch Patientinnen und Patienten ärztliche Konsultationen ohne Praxisbesuch durchführen können. Plattformen wie TeleClinic, Doctolib oder Kry ermöglichen einen einfachen Zugang zu Fachärztinnen und Fachärzten, egal ob in ländlichen Regionen oder urbanen Zentren. Damit wird nicht nur der Wegfall von Wartezeiten und Fahrtstrecken zur Norm, sondern auch die Entlastung des Gesundheitssystems gefördert.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnet vielfältige Chancen, beispielsweise durch die schnelle Terminvergabe online, die Ausstellung von eRezepten oder auch die Möglichkeit, Krankschreibungen via Videosprechstunde zu erhalten. Zugleich bringt die Telemedizin auch Herausforderungen wie Datenschutz, notwendige technische Ausstattung und die Klärung rechtlicher Rahmenbedingungen mit sich. Doch gerade durch moderne Apps wie die PraxisApp, Fernarzt oder Medgate wächst die Akzeptanz und Zugänglichkeit kontinuierlich.
In diesem Artikel beleuchten wir, wie ein virtueller Arztbesuch in der Praxis abläuft, für welche Krankheitsbilder Telemedizin besonders geeignet ist, welche Kostenübernahmen bestehen und wann ein Präsenzbesuch unumgänglich bleibt. Außerdem werfen wir einen Blick auf die gesetzlichen Grundlagen, den Beitrag der Telemedizin zur Entlastung des Gesundheitssystems und wie zukünftige Entwicklungen die medizinische Versorgung weiter verändern könnten.

Wie funktionieren virtuelle Arztbesuche über TeleClinic, Doctolib und Co.?
Virtuelle Arztbesuche basieren auf der Nutzung von Videokommunikationstechnologien, die es ermöglichen, medizinische Beratung und Behandlung sicher und effizient aus der Ferne zu erbringen. Der Prozess eines Online-Termins gestaltet sich dabei in mehreren klaren Schritten:
- Online-Terminbuchung: Über spezialisierte Plattformen wie TeleClinic, Doctolib oder die PraxisApp können Patienten schnell und unkompliziert einen passenden Termin wählen. Die Suche lässt sich nach Fachgebiet, Arztpraxis oder Symptomen filtern, wodurch eine individuelle Auswahl erleichtert wird.
- Einwilligung und Datenschutz: Vor der ersten Videosprechstunde ist es üblich, dass Patientinnen und Patienten einer Einwilligung zur Verarbeitung der Daten zustimmen. Dabei garantieren zertifizierte Anbieter die Einhaltung der DSGVO-Vorgaben und den Schutz sensibler Gesundheitsdaten.
- Einwahl und virtuelle Sprechstunde: Zum Termin loggt sich der Patient über den erhaltenen Link oder in der App ein. Ein sogenanntes Online-Wartezimmer sorgt für einen reibungslosen Einstieg, bis die Ärztin oder der Arzt zugeschaltet wird. Die Sprechstunde folgt dem klassischen Ablauf von Anamnese, Beratung und falls möglich der Diagnosestellung.
- Abrechnung und Dokumentation: Versicherte können in vielen Fällen durch Vorzeigen ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK) die Abrechnung direkt über die Krankenkasse regeln lassen. Der Arzt dokumentiert das Gespräch digital und kann bei Bedarf eRezepte oder Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausstellen.
Der Dienstleister Zava hat sich etwa auf die Versorgung von bestimmten medizinischen Anliegen spezialisiert und zeigt exemplarisch, wie telemedizinische Konsultationen effektiv umgesetzt werden können. Ebenso bringen Plattformen wie Kry oder Medgate ihre eigene Expertise und spezielle Angebote ein, die den Patientenkomfort weiter erhöhen.
Der folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Anbieter, ihre Schwerpunkte und Besonderheiten:
| Anbieter | Schwerpunkte | Verfügbarkeit | Besondere Merkmale |
|---|---|---|---|
| TeleClinic | Allgemeinmedizin, Dermatologie, Psychotherapie | Deutschlandweit, 7 Tage die Woche | Kostenfreie Nutzung z.B. für IKK classic Versicherte |
| Doctolib | Terminvermittlung für Ärzte & Videokonsultationen | Breites Angebot, viele Fachärzte | Integrierte Patientendatenverwaltung |
| Zava | Akute Erkrankungen, Reise- & Sexualmedizin | Online und mobil | Schnelle Anamnese durch strukturierte Fragebögen |
| Kry | Videokonsultationen mit Fachärzten | In mehreren europäischen Ländern | Interdisziplinäre Behandlungsangebote |
| Medgate | Telemedizinische Erstberatung & Nachsorge | 24/7 erreichbar | Multimediale Diagnostiktools |
Die wichtigsten Vorteile von Online-Arztbesuchen für Patienten
Online-Arztbesuche eröffnen eine Vielzahl von Vorteilen für Patienten, die deutlich über den Komfort der Ortsunabhängigkeit hinausgehen. Besonders in ländlichen Gebieten Deutschlands, wo der Zugang zu medizinischer Versorgung oft eingeschränkt ist, bietet Telemedizin eine nachhaltige Lösung.
- Zeiteinsparung: Wegfall von Anfahrtswegen und Wartezeiten in der Praxis spart wertvolle Zeit im Alltag.
- Zugänglichkeit: Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder fehlendem Transportmittel erreichen ihren Arzt problemlos von zu Hause.
- Reduzierung von Infektionsrisiken: Gerade während Grippe- oder Pandemiezeiten ist der Verzicht auf Wartezimmerkontakte sinnvoll.
- Kontinuität der Versorgung: Chronisch Erkrankte können regelmäßig kontrolliert und betreut werden, ohne das Haus verlassen zu müssen.
- Breites Fachangebot: Die Auswahl aus verschiedensten Fachgebieten ist durch nationale Vernetzung größer als vor Ort möglich.
- Kosteneffizienz: Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Telemedizin, wodurch keine zusätzlichen Ausgaben für den Patienten entstehen.
Die Telemedizin erleichtert Patienten den Zugang zu schnellen Entscheidungen und Behandlungsoptionen, etwa durch die rasche Ausstellung von eRezepten oder die digitale Übermittlung von Befunden. Die komfortable Nutzung von Angeboten wie Fernarzt und Docs in Clouds unterstreicht dabei den Trend zu flexiblen Gesundheitslösungen.
Auch für Berufstätige und Familien stellt die Videosprechstunde eine Erleichterung dar, da sie Arzttermine einfacher in den Tagesablauf integrieren können. Für Personen in stationärer Pflege bieten telemedizinische Systeme erweiterte Möglichkeiten zur Betreuung, ohne den Aufwand von Krankenhausfahrten.
| Vorteil | Beschreibung | Beispiel |
|---|---|---|
| Zeiteinsparung | Keine Anfahrt & verkürzte Wartezeiten | Patientin aus Niederbayern erspart sich 1-stündige Fahrt zum Hausarzt |
| Zugänglichkeit | Medizinische Versorgung für Mobilitätseingeschränkte | Rollstuhlfahrer nutzt Telepuls-App für regelmäßige Kontrollgespräche |
| Infektionsschutz | Vermeidung von Kontakten in Wartezimmern | Patient mit Erkältung wählt online Videosprechstunde |
| Breites Fachangebot | Zugang zu Spezialisten nicht regional beschränkt | Kry ermöglicht Hautarztkonsultation aus dem ländlichen Raum |
| Kosteneffizienz | Kostenübernahme durch Krankenkassen | IKK classic erstattet TeleClinic-Videosprechstunde kostenlos |
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Datenschutz in der Telemedizin in Deutschland
Telemedizinische Angebote sind in Deutschland streng reguliert und müssen zahlreiche rechtliche und technische Vorgaben erfüllen, damit Patientensicherheit und Datenschutz gewährleistet sind. Seit 2018 ist der sogenannte Fernbehandlungsparagraf (§7 Absatz 4 der Muster-Berufsordnung für Ärzte) maßgeblich. Dieser ermöglicht die ausschließliche Beratung per Videoform, jedoch nur wenn es medizinisch vertretbar ist und die Qualität der Behandlung gewahrt bleibt.
- Datenschutz und DSGVO: Anbieter wie TeleClinic oder Jameda verwenden zertifizierte, verschlüsselte Systeme, die den Schutz vertraulicher Gesundheitsdaten sicherstellen.
- Patienteneinwilligung: Vor der ersten Videosprechstunde ist die explizite Zustimmung der Patientin oder des Patienten notwendig.
- Abrechnungsvorgaben: Nur zugelassene Ärzte und Psychotherapeuten dürfen Leistungen vergüten, wobei Ausnahmen wie Laborärzte oder Radiologen nicht über Telemedizin abrechnen dürfen.
- Technische Mindestanforderungen: Stabile Internetverbindung, geeignetes Endgerät mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher sind Voraussetzung.
Die Kombination aus rechtlichen Rahmenbedingungen und technischen Standards schafft Vertrauen und fördert die Akzeptanz seitens Patienten und Ärzten. Plattformen wie PraxisApp und Telepuls unterstützen Praxen bei der ordnungsgemäßen Umsetzung dieser Vorgaben und können auch bei der Integration in das Praxisverwaltungssystem hilfreich sein.
| Aspekt | Vorgaben | Verantwortliche |
|---|---|---|
| Fernbehandlung | Erlaubt bei ärztlicher Vertretbarkeit (§7 Abs.4 MBO) | Ärzte, Psychotherapeuten |
| Datenschutz | DSGVO-konforme Verschlüsselung | Videodienstanbieter |
| Patienteneinwilligung | Unbedingte Zustimmung vor Therapie | Patienten, Ärzte |
| Abrechnung | Nur zugelassene Leistungserbringer | Ärzte, Krankenkassen |
Wann ersetzt die Telemedizin den persönlichen Arztbesuch und wann nicht?
Telemedizin hat das Potenzial, viele Arztkontakte vollständig zu ersetzen oder zumindest zu ergänzen. Dennoch gibt es Grenzen, bei denen der persönliche Besuch in der Praxis unverzichtbar bleibt:
- Akute Notfälle: Bei schweren Verletzungen oder lebensbedrohlichen Zuständen darf kein digitaler Kontakt den schnellen Weg in die Notaufnahme oder Praxis ersetzen.
- Physische Untersuchungen: Untersuchungen wie Blutabnahmen, Röntgen oder Tastuntersuchungen setzen die Anwesenheit vor Ort voraus.
- Technische Barrieren: Fehlender Internetzugang oder ungeeignete Hardware schränken die Nutzung von Telemedizin trotz Interesse ein.
- Komplexe Diagnosen: Bei unklaren Symptomen oder chronischen Erkrankungen ist oft eine persönliche ausführliche Diagnostik notwendig.
Das folgende Schaubild zeigt eine Übersicht, wann Telemedizin sinnvoll und erlaubt ist und wann der Gang in die Praxis vorzuziehen bleibt:
| Situation | Telemedizin geeignet | Persönlicher Arztbesuch erforderlich |
|---|---|---|
| Routinekontrollen | ✘ | |
| Termine bei unklaren Diagnosen | ✘ | |
| Akute Infekte (leichte bis moderate) | ✘ | |
| Blutabnahmen, Röntgen | ✘ | |
| Psychologische Beratung | ✘ | |
| Ernährungs- und Gesundheitscoaching | ✘ |
Somit dient die Telemedizin als ergänzende Brücke im Gesundheitssystem – eine Kombination aus digitalen und analogen Behandlungsmethoden bringt den größten Mehrwert für Patientinnen und Patienten.
Zukunftstrends: So wird Telemedizin die Gesundheitsversorgung 2025 weiter verwandeln
Der Trend zur Telemedizin wird sich in den kommenden Jahren stark verstärken, insbesondere durch zunehmende Integration mit anderen digitalen Gesundheitsanwendungen und der elektronischen Patientenakte (ePA). Dies fördert nicht nur die Vernetzung von Behandlungsdaten, sondern ermöglicht auch eine nahtlose, persönliche und datensichere Betreuung.
- Erweiterte Telemonitoring-Systeme: Sensorbasierte Überwachung von Vitaldaten wird Routine in der chronischen Patientenbetreuung.
- Künstliche Intelligenz: Unterstützung bei Diagnosen und Therapieentscheidungen durch intelligente Algorithmen.
- Verbesserte Barrierefreiheit: Entwicklung benutzerfreundlicher Apps wie PraxisApp oder Telepuls macht Telemedizin für ältere und technikunerfahrene Patienten zugänglicher.
- Gesetzliche Anpassungen: Die Rahmenbedingungen werden flexibel weiterentwickelt, um Innovationen zu fördern, ohne die Patientensicherheit zu gefährden.
- Hybridmodelle: Kombination aus digitaler Erstberatung über Fernarzt und ergänzenden Praxisbesuchen für Untersuchungen.
Durch diese Entwicklungen wird die Telemedizin noch stärker zu einem integralen Bestandteil sowohl der ambulanten als auch der stationären Versorgung – eine Entwicklung, die viele Patientinnen und Patienten heute schon begrüßen.
| Entwicklung | Auswirkung | Beispiel |
|---|---|---|
| Telemonitoring | Kontinuierliche Gesundheitsüberwachung | Herzfrequenzmessung mit Telepuls-App bei Herzpatienten |
| Künstliche Intelligenz | Diagnoseunterstützung | Algorithmusanalyse von Hautveränderungen via TeleClinic |
| Barrierefreiheit | Einfacher Zugang auch für ältere Menschen | PraxisApp mit einfacher Bedienoberfläche |
| Gesetzliche Anpassungen | Mehr Flexibilität und Innovation | Erweiterung von §7 Abs.4 MBO zur Telemedizin |
| Hybridmodelle | Kombination von Online- und Praxisbesuch | Erstberatung via Fernarzt, dann persönliche Untersuchung |
FAQ zur Nutzung von Telemedizin in Deutschland
- Wie buche ich einen Termin für eine Videosprechstunde?
Online-Terminvergabe erfolgt über Plattformen wie TeleClinic, Doctolib oder PraxisApp. Einfach die gewünschte Fachrichtung auswählen, Arzt aussuchen und Termin buchen. - Wer trägt die Kosten der Telemedizin?
Viele gesetzliche Krankenkassen, etwa die IKK classic, übernehmen die Kosten bei zugelassenen Anbietern. Wichtig ist die vorherige Krankenversicherung und die Nutzung der elektronischen Gesundheitskarte. - Kann ich mich per Videosprechstunde krankschreiben lassen?
Ja, Ärzte können eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung via Videosprechstunde ausstellen, wenn die Symptome eine klare Diagnose erlauben. Eine Erstbescheinigung ist für bis zu sieben Tage möglich. - Welche technischen Voraussetzungen brauche ich?
Ein Gerät mit Kamera, Mikrofon, Lautsprecher und eine stabile Internetverbindung sind Voraussetzung. Keine besonderen Programme sind notwendig, oft funktionieren Termine per Webbrowser. - Wann ist ein persönlicher Arztbesuch unumgänglich?
Bei Notfällen, akuten schweren Erkrankungen oder wenn körperliche Untersuchungen wie Blutentnahmen erforderlich sind, ersetzt die Telemedizin keinen Praxisbesuch.
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